· 

La Gomera - Zurück ins 20. Jahrhundert

Die Bucht vor St. Sebastian
Die Bucht vor St. Sebastian



Tag 144


Ja, ihr lest richtig! 


Tatsächlich fühlen wir uns, als hätten wir auf der Überfahrt von Teneriffa nach La Gomera einen kleinen Zeitsprung gemacht.


Gefühlt, ticken die Uhren auf der zweitkleinsten Insel der Kanaren, noch ein wenig anders.



Am Freitag den 04.12.2020 nutzten wir das für uns erstbeste Wetterfenster und machten um 10 Uhr früh, die Leinen auf Teneriffa erst einmal wieder los.


Den Abend vorher verbrachten wir noch mit der Crew der Shanty (Jens, Malte und Anne), die wir schon in Santa Cruz kennengelernt haben. Die drei haben ebenso wie wir, nur ein Jahr Zeit für ihre Reise und haben sich auch vorerst gegen die Karibik entschieden. Dennoch machten sie am selben Tag wie wir die Leinen los, um nach Gambia zu segeln. 



Falls ihr euch fragt, warum das keine Variante für uns ist, ist die Antwort ziemlich einfach:


"Wenn man sich einmal die typischen Wetter- und Windverhältnisse anschaut, wäre der Rückweg von Gambia vermutlich mehr als 10 Tage gegen Wind und Welle. Das wollen wir uns definitiv nicht antun. Zumal wir sowieso schon die nächste Reise, mit neuen Möglichkeiten und Reisezielen, in unseren Köpfen planen."


So verabschiedeten wir uns morgens noch kurz, wünschten ihn viel Glück für die Überfahrt und sind schon ganz gespannt auf ihre Berichte aus Gambia. 


Wir fuhren zuerst unter Motor, ehe wir zwischen den Inseln mal wieder Wind aus allen Richtungen bekamen.

Erst kam der Wind von Steuerbord achtern. Dann kam er von genau halb und irgendwann (als ich wegen der Dümpelei den Motor schon wieder angemacht habe) kam er von Backbord vorne.


Diese Windphänomene zwischen den Inseln sind echt der Hammer. 

Teilweise sehr logisch, wenn man sich die Windschatten der Inseln und Verwirblungen anschaut. 

Teilweise aber auch einfach unerklärlich. 


Dennoch hatten wir einen tollen Törn, wozu natürlich auch wieder ein wahnsinns Tiererlebnis gehörte. Die ganze Fahrt über, begleiteten uns immer mal wieder mehrere Grindewale die träge an der Wasseroberfläche schwammen und immer wieder das Wasser in die Luft spritzen. Wunderschön!


Der Törn endete zum Schluss in einer traumhaften Kulisse. 

Mitten zwischen den Felsen der Vulkane befindet sich eine kleine, gemütliche Marina, die man durch eine gut geschützte Bucht mit Badestrand erreicht. Es ist eindeutig eine der schönsten Hafenkulissen, die wir auf dieser Reise bisher hatten.


Sollten wir tatsächlich mal wieder die richtige Entscheidung für unser Feiertagsdomizil getroffen haben?


Ein Gespräch mit den Hafenguides und einen Spaziergang später, lautete die Antwort eindeutig: "Ja!"


Die Hafenmitarbeiter sind sehr engagiert, helfen, wo sie nur können und haben jede Veränderung und jedes Boot im Blick.




Ein kleines Beispiel:


"Als wir spontan unser Boot noch einmal in der Box umdrehen wollten  (mit dem Heck zum Steg), stand innerhalb von 2 Minuten der Hafenguide bei uns und bot uns seine Hilfe an (nachdem er verstanden hatte, dass wir kein neues Boot sind, was er verpasst hat :D).


In der Stadt gibt es keine großen Geschäfte, Modeketten, Fastfoodrestaurants oder ähnliches. Stattdessen gibt es viele kleine, gemütliche, einheimische Läden und Geschäfte, wo das Bummeln auch preislich noch richtig Spaß macht.


Auch die Supermärkte hier, erinnern eher an die kleinen "Tante Emma" Läden, die es bei uns früher in den Dörfern gab.


Natürlich muss man sich daran erst wieder gewöhnen, aber ich kann euch sagen:


"Es macht die Experimente in der Küche und Improvisationen mit Rezepten wieder unglaublich viel spannender, wenn man nicht alle Zutaten im Supermarkt bekommt."


Außerdem ist hier nichts zu sehen von riesigen Hotelbunkern, stark befahrenen Straßen oder ähnlichem. Wir befinden uns mitten in der Natur und sind gestern sogar zu Orten gewandert, an denen Häuser stehen, aber keine Verbindung zur Straße ist. 

Einzig ein zweistündiger, mühseliger Fußmarsch oder ein Boot, bringen einen zu diesen Buchten und Wohnorten.


Das derzeit Unglaublichtse für uns an diesem Ort ist allerdings, dass es anscheinend auch noch verrücktere Menschen als Segler gibt, die den Atlantik überqueren. 


Bei jeder längeren Tour auf unserer Reise, habe ich immer gedacht:

"Wer diese Schaukelei liebt und mitmacht, muss echt verrückt sein."



Hier gibt es verrücktere Menschen.


Am Samstag den 12.12.2020 startet die Talisker Whiskey Atlantic Challenge (gerne mal googeln) von hier. 

Das sind kleine ,süße Ruderboote, mit bis zu vier Menschen besetzt, die in den kommenden 90 Tagen den Atlantik überqueren um dann, nach 3000 Seemeilen in Antigua, 12kg leichter anzukommen.


Total bekloppt.


Naja, wir sind hier auf jeden Fall gerade wieder einmal in einem Paradies angekommen.




Oft werden wir gefragt, ob Weihnachten im warmen und ohne Familie nicht komisch für uns wäre?


Noch können wir sagen:

"Ganz und gar nicht! Es ist die schönste, ruhigeste, stressfreieste und besinnlichste Weihnachtszeit, die wir je in unserem Leben erlebt haben."


Unser Boot trägt zu diesem Gefühl natürlich noch sein übriges bei. Durch die vielen Lichterketten und ein bisschen Deko, ist es einfach unglaublich gemütlich. 

Und da es abends jetzt auch immer ein bisschen kälter wird (19 Grad + Wind) und wir manchmal sogar einen Pullover brauchen, fehlt uns das kalte und dunkle Deutschland überhaupt nicht zur Weihnachtsstimmung.


Natürlich sind wir sehr gespannt, wie wir uns an den Weihnachtsfeiertagen fühlen, wenn all unsere Lieben zusammen sitzen und wir alleine auf dem Boot sind. 

Aber wofür gibt's denn schließlich soziale Medien und auch davon, werden wir euch natürlich berichten. 



Jetzt freuen wir uns aber erst einmal diese traumhafte Insel zu erkunden und haben die nächsten Tage auch noch ein bisschen was zu werkeln.


Also bis bald ihr Lieben! 



P.S. Vielen, vielen Dank für eure tollen Nachrichten, Kommentare und Rückmeldungen!  Das motiviert uns riesig, weiterhin Blogbeiträge zu schreiben und sagt uns, dass wir derzeit absolut das richtige machen. :)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0