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1. Fazit - "Das Leben an Bord!"

Seit ca. drei Wochen sind wir nun wieder zurück in der Heimat und weit weg von unserem Zuhause, von unserem "Free Willy".

Das Gefühl von "Zuhause" will sich hier in der Heimat einfach nicht so richtig einschleichen und wir fiebern schon dem Tag entgegen, an dem wir endlich wieder im Auto, Richtung Colijnsplaat sitzen.

 

Aus diesem Grund möchten wir unser erstes von drei Fazits auch genau über dieses Thema schreiben.

Bevor wir zu den Berichten über unser Boot und die technische Ausstattung , sowie die Reise allgemein kommen, möchten wir in diesem Blog erklären:

 

  •  Was macht das Leben an Bord eigentlich so besonders?
  •  Welche Geräte, Lebensmittel etc. braucht man wirklich und was ist völlig überflüssig?
  • Wie sieht der typische Alltag aus und was benötigt man dafür?
  •  Welche Einschränkungen muss man in Kauf nehmen und was ist vielleicht auch deutlich angenehmer?

 

Zu Beginn können wir (glaube ich) sagen, dass das Leben an Bord deutlich einfacher und primitiver ist, als in einer Wohnung oder einem Haus, indem der Wasserhahn auch immer warmes Wasser liefert und der Strom aus der Steckdose kommt.

Auf einem Boot sind alleine diese beiden Punkte schon eine ganz andere Herausforderung und definitiv nicht selbstverständlich. Doch genau das ist es, was wir jetzt im Nachhinhein absolut zu schätzen wissen. Wir haben gelernt Selbstverständlichkeiten abzulegen und uns auch der Nutzung einfachster Dinge bewusst zu werden.

 

Bleiben wir kurz bei Strom und Wasser.

Unser Boot ist natürlich mit großen Batterien (dazu im späteren Blog mehr) und Wassertanks ausgestattet. Dennoch kommt der Strom häufig nicht von den Stadtwerken o.ä. sondern allein von unseren Solarmodulen, die wir installiert haben.

Natürlich gibt es in jedem Hafen die Möglichkeit Strom an den Stegen zu bekommen, doch bei langen Törns auf See oder beim ankern, muss man ja auch ohne diesen auskommen.

So haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, solange wie möglich autark und ohne Fremdeinwirkung klar zu kommen (Klimaschutz lässt grüßen).

Und das hat mit nur wenigen Einschränkungen (meistens nur wenn Gäste über längere Zeit an Bord waren), erstaunlich gut funktioniert.

 

Ihr könnt euch vermutlich vorstellen, dass die Sonne nicht ganz so zuverlässig ist wie das Kraftwerk, sodass die Batterien mal voller und mal leerer sind. Also haben wir schon ziemlich früh überlegt, an welchen Stellen wir im Boot, Strom sparen können, damit wir längere Zeit mit den Batterien auskommen.

Unsere erste Wahl war der Warmwasserboiler.

Irgendwie erschien uns das als ein kleiner Luxus, auf den man doch eigentlich ganz gut verzichten konnte. Spülen kann man schließlich auch mit kaltem Wasser und bei der täglichen Körperpflege hatte kaltes Wasser auch direkt den Effekt, schneller wach und zurechnungsfähig zu sein. Zudem waren wir in warmen Gegenden unterwegs, in denen wir sowieso viel lieber unter dem kalten Wasserschlauch am Steg geduscht haben, anstatt mit warmen Wasser wonach man direkt wieder angefangen hat zu schwitzen.

 

Aber auch duschen und spülen sind natürlich so ein Thema, denn auch Wasser ist begrenzt an Bord. So haben wir uns schnell angewöhnt z.B. den Frühstücksteller (auf dem nur Krümel waren) direkt abzuwischen, um ihn vielleicht für das Abendessen auch wieder verwenden zu können und letztendlich das Geschirr so wiederzuverwenden, dass es auch mal ausreicht nur alle zwei bis drei Tage zu spülen.

 

Ebenso mit dem duschen.

Haben uns Wissenschaftler nicht schon vor langer Zeit mitgeteilt, dass tägliches duschen gesunder Haut und Haaren nicht zuträglich sind?!

Auf der Reise haben wir uns schnell daran gewöhnt, das auch alle zwei Tage ausreichen und mussten feststellen:

"Die Haut ist nicht mehr trocken und die Haare weniger fettig."

 

Also wieder einmal eine "Win-Win Situation".

 

Eine Herausforderung mit dem Wasser gab es allerdings. Insbesondere auf den Inseln ist das Wasser am Steg sehr flouridhaltig und mit Chlor angereichert. Weder die Marineros, noch die Frauenärztin auf Teneriffa rieten uns, dieses Wasser zu trinken und zum kochen zu benutzen.

Also haben wir, ebenso wie die Einheimischen selbst, uns große 5 Liter Wasserkanister gekauft (welche es dort preislich wirklich geschenkt gibt), aus denen wir dann gelebt haben.

 

 

Wie wir die an Bord bekommen haben?

 

Dem Supermarktlieferdienst sei Dank!

 

Kaum waren wir in Portugal / Spanien, hat jeder Supermarkt schon ab einem Einkaufswert von 50 Euro einen Gratis-Lieferdienst bis direkt an das Boot / Haus angeboten.

Das war für uns natürlich eine riesige Erleichterung, insbesondere beim monatlichen Getränkeeinkauf.

 

Ihr denkt jetzt vielleicht:

 

"Die armen Mitarbeiter, die das alles tragen mussten!"

 

Aber dazu können wir sagen, dass die Sachen schon an der Kasse in praktische Kisten auf Rollwagen eingeladen werden und diese dann auch so zum Steg geschoben werden können.

Dort angekommen freuten die Helfer sich immer deutlich mehr über ein eiskaltes Bier, als über Trinkgeld.

So hielt sich unser schlechtes Gewissen, diesen Dienst in Anspruch genommen zu haben, in Grenzen.

 

Zum Schluss noch eine allerletzte Sache zum Thema "Wasser".

Natürlich ist auch Wäsche waschen bei so einer langen Reise immer mal wieder nötig. Während zuhause fast wöchentlich die Waschmaschine läuft, reichte es auf der Reise auch alle vier bis sechs Wochen (was vielleicht auch an der luftigen Bekleidung liegt und das man keine Pullover braucht) aus zu waschen.

Solange genug Unterwäsche, Badesachen und Bettwäsche an Bord ist, kann man warten bis eine preislich attraktive Waschmaschine in einem Hafen zur Verfügung steht.

Das ist nämlich nicht immer so die Regel.

Die Preise lagen zwischen drei und zehn Euro, wo das warten sich manchmal dann doch auszahlte, bei drei Waschgängen.

Und auch bei dieser recht simplen, einfachen Alltagsarbeit, bei der wir Zuhause doch all zu schnell auf den Trockner zurückgreifen, war uns das Geld zu schade und reichte die Rehling, der Wind und die Sonne als natürlicher Trockner aus.

Außerdem ersparte es uns ein Jahr lang das bügeln unserer Wäsche (es musste ja schließlich auch niemand schicke Sachen wie Hemden o.ä. tragen).

Ach ja, und falls mal keine Waschmaschine in Sicht war, tat es ganz altmodisch auch der Eimer, heißes Wasser und eine Bürste.

 

 

 

 

Das vermissen wir aktuell am meisten:

 

 

Unseren neustrukturierten Alltag, Zweisamkeit,

Welle, Wind und Meer!

 

 

Irgendwann auf dieser Reise kamen wir an einen Punkt, an dem wir verstanden haben, dass es sich nicht mehr nur um einen Urlaub handelt, sondern um eine neue Art von Leben.

Und genau das ist es, was wir nun vermissen und was wir jedem nur ans Herz legen können, einmal zu erleben.

 

Der Lebensstil an Bord ist so einfach und doch so fantastisch.

 

 

Alleine der Start in den Tag ist jeden Morgen schon wundervoll.

Die ersten Sonnenstrahlen kommen durch das Luk, man hört Möwengekreische (manchmal auch Bugstrahlruder an nicht so schönen Morgenden) und entscheidet selbst, ob man schon aufstehen möchte oder sich noch einmal umdreht.

 

Doch das beste daran - man wacht jeden Morgen gemeinsam mit dem Menschen auf, den man am liebsten hat.

 

Man hat noch Zeit für einen Drücker und zu fragen, wie man geschlafen hat. Kein Stress, kein Weckerklingeln, nur pure Entspannung.

 

So startete unser Tag immer zwischen 9 und 10 Uhr mit dem gemeinsamen Aufstehen und danach natürlich auch mit der gemeinsamen Frühstückszubereitung.

Wenn wir Lust hatten auf ein Brötchen, statteten wir dem Supermarkt zuerst einen Besuch ab, ansonsten lebten wir von unseren vielfältigen Bordmitteln.

Und auch hierbei war der enge und kleine Wohnraum des Bootes wieder einmal perfekt.

Jeden Tag frühstückten wir draußen in unserem "Garten" (dem Cockpit). Wenn man etwas vergessen hatte oder sich noch etwas zu Essen machen wollte, musste man nur  fünf Stufen ins Boot gehen und stand direkt in der Küche. Natürlich konnten wir uns währenddessen noch weiter unterhalten o.ä. denn man war ja nur fünf Schritte voneinander entfernt.

 

 

Unser Cockpit war auch so ziemlich der Ort, an dem wir uns am meisten aufgehalten haben (das schöne Wetter ließ einem einfach nichts anderes übrig :D).

Während man sich zuhause, in seinem Garten, am liebsten komplett einschließt dass die Nachbarn bloß nicht reingucken können, genießt man auf dem Boot im Cockpit das genaue Gegenteil.

Es ist schön, dort andere Menschen zu beobachten, sie zu grüßen, neue Kontakte zu knüpfen und ggf. am Abend schon gemeinsam in seinem "Garten" zu sitzen und sich näher kennenzulernen.

 

Nach dem Frühstück hatten wir dann natürlich Zeit in den Tag zu Leben. Durch den kleinen Wohnrau, brauchten wir für die tägliche Runde Staubsaugen nur fünf Minuten und der Abwasch konnte nach der Benutzung von nur zwei Tellern natürlich immer mindestens bis zum Abend warten.

 

Unsere Lieblingsbeschäftigungen neben dem Segeln waren natürlich lange Spaziergänge und Orte entdecken bzw. erkunden. Aber auch Gesellschaftsspiele, bekamen eine ganz neue Bedeutung für uns.

 

Unsere Empfehlungen für zwei Spieler:

  • Qwixx
  • Romme (Karten)
  • Rummy Cub
  • Ganz schön clever
  • Die Siedler als Reisevariante
  • Bowling und Tischtennis an langen Abenden :)

 

Auch die Abende waren immer etwas besonderes.

Während zuhause häufig einer für die Essenszubereitung zuständig war und einer in derzeit den Haushalt gemacht hat, haben wir auf der Reise fast täglich gemeinsam entschieden was wir essen möchten und dann auch zusammen gekocht.

Nach dem Essen war häufig Gesellschaft von anderen Bootsbesatzung an der Reihe, was uns unglaublich viele, interessante Gespräche und Sichtweisen gebracht hat.

Manchmal sehnten wir uns schon nach einem Regentag, um endlich mal wieder im Bett liegen zu können und einen Filmeabend (natürlich nur mit ausgewählten Filmen der Festplatte) zu machen, denn eins können wir auf jeden Fall sagen:

 

"Fernsehen hat auf so einer Reise absolut keine Bedeutung und wurde von uns überhaupt nicht vermisst."

 

Weder die fragwürdige Berichterstattung der Nachrichten, noch das nach unserem Geschmack immer schlechter werdende Abendprogramm.

 

 

Zum guten Schluss gibt es natürlich noch einige nützliche, aber auch total überflüssige Dinge über die wir Berichten können.

 

 

 

 

Lebensmittel - Was braucht man wirklich?

 

Auf dieser Ebene ist unser Fazit ziemlich eindeutig:

 

 

"Nudeln, Mehl, Tunfisch, Mais und Snacks (Chips, Nüsse,

Salami etc.) kann man nie genug haben,

Reis dafür im absoluten Überfluss."

 

 

Als wir vor rund einem Jahr für diese Reise eingekauft haben, haben wir insbesondere haltbare Lebensmittel, kartonweise eingekauft.

Bei Reis war das ein großer Fehler.

Tatsächlich haben wir bestimmt noch fünf Pakete übrig, während wir nach 20 Packungen Nudeln noch welche nachkaufen mussten.

Mehl war natürlich super, nicht nur für Brot und Kuchen, auch für einen schnellen Pfannkuchen oder Crepe zwischendurch.

Allem in allem können wir bei dem Thema Lebensmittel auf jeden Fall sagen, alles was lange haltbar und schnell zuzubereiten ist, ist gut und nie genug!

 

 

Zwischenzeitlich waren wir für andere Segler schon nur noch das "Chipsboot" denn insbesondere herzhafte Snacks wie Pringels, Nüsse, Tucs und Salzstangen waren für die langen Seeetappen perfekt.

Schnell zu greifen, einfach zu essen und leicht zu dosieren. Schließlich möchte der Magen auf See immer was zutun haben, aber bloß nie zu viel!

 

 

Da wir natürlich keine Kühltruhe an Bord hatten (noch so ein Luxus zuhause, den wir auch nicht vermisst haben) wollte das Essen immer gut geplant sein. Das Frische wurde zuerst gekocht und für Ende der Woche planten wir eben haltbarere Lebensmittel ein.

Dennoch war alleine das Einkaufen auch ein Thema, welches uns auf jeden Fall fit gehalten hat.

Supermarktentfernungen bis fünf Kilometer nahmen wir in Kauf für unsere Einkäufe, die manchmal auch alle zwei bis drei Tage nötig waren.

Außerdem liebten wir Markthallen.

Viel frisches Obst- und Gemüse, von einheimischen Obst- und Gemüsebauern, nicht verpackt und ganz ohne Schadstoffe.

Am Steg angekommen wurde natürlich alles einmal gut abgewaschen, um kein Ungeziefer an Bord zu holen, aber besser und günstiger konnten wir nicht einkaufen.

 

 

Zum guten Schluss gibt es natürlich auch noch ein kurzes Fazit zu einigen Alltagsgegenständen an Bord.

 

 

So haben wir zum Beispiel festgestellt, dass es nichts gibt, was der Gasherd/-ofen nicht kann!

Wir hatten uns noch eine "Omnia Backform" angeschafft, in der man besser backen können sollte, als im Ofen.

Das hat sich eindeutig nicht bewahrheitet, wenn man seinen eigenen Gasherd gekonnt einzusetzen weiß.

 

Zudem fehlten uns auch Gegenstände wie Wasserkocher und Mikrowelle überhaupt nicht.

Für das eine gab es einen Teekessel und für das andere den Ofen bzw. Herd. Und ich kann euch sagen:

Kochen auf einem Gasherd geht so schön schnell und einfach.

 

Sinnvoll war es allerdings den Mixer von Zuhause mitzunehmen, der nicht nur pürieren konnte, sondern uns auch so einige leckere Kuchen beschert hat.

Natürlich war vor allem ein scharfes Fischmesser sehr wichtig, da es eigentlich die Regel ist, nur ganze Fische zu kaufen und diese selbst auseinander zu nehmen und zu filetieren.

 

 

Und noch so ein Insidertipp für die Frauenwelt:

 

Ohne Körperwaage lebt es sich deutlich entspannter und mit viel mehr Wohlfühlfaktor im eigenen Körper ;)

 

 

 

So, das war dann mal ein sehr ausführlicher Bericht über unser Leben und den Alltag an Bord. Wir hoffen euch schon sehr bald auch das Fazit zu unserer technischen Ausstattung schreiben zu können, aber dafür ist natürlich mehr der Mann (der nun wieder arbeiten muss) zuständig.

 

 

Also, bis bald ihr Lieben!

 

 

 

 

P.S. Seewassershampoo und zu viel Sonnencreme sind im übrigen auch überflüssige Anschaffungen. Denn nach drei Packungen Sonnencreme hat die Haut sich schon so an die Sonne gewöhnt, dass man keine mehr benötigt :)

 

 

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