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Tschüss Festland - Hallo Inselleben!

 
 
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier!
 
Das, und noch ziemlich viele andere, wahnsinnige Weisheiten und Zitate haben wir doch alle irgendwann einmal von unseren Eltern oder Großeltern eingetrichtert bekommen.
Und ja, ich glaube ich bin eines der allergrößten!
Wer mich kennt weiß, dass Zuhause, wie auch auf der Arbeit alles seine Ordnung und seinen festen Platz haben muss. Ich liebe Rituale, ich liebe Beständigkeit und vor allem meine persönliche Komfortzone. 
In der weiß ich, was ich kann und gerne mache. Wobei ich mich wohlfühle, ich keine Sorgen haben muss und mir nichts passiert.
Wir alle haben so eine Komfortzone und der eine weiß sie eben mehr, als der andere zu schätzen. 
Da ist z.B. so ein Charakter wie Sven. 
Er traut sich alles zu. 
Möchte alles ausprobieren, was er noch nicht kennt oder kann. 
Risiko? 
Angst? 
Gibt es für ihn nicht.
Ja, tatsächlich frage ich mich gerade hier beim schreiben auch, wie so unterschiedliche Charaktere überhaupt zusammen gefunden haben? 
Aber klappt halt irgendwie!  :D
Aber zurück zum Thema, warum ich diesen Punkt als Einleitung, für unsere viertägige Segeltour genommen habe.
Segeln ist alles andere als Beständigkeit.
Ständig gibt es neue Dinge, auf die man sich einlassen und einstellen muss.
Mal ist es der Seegang, der sich aus tausend verschiedenen Gründen von jetzt auf gleich ändert und völlig anders verhalten kann.
Mal ist es das Wetter, was einem mehr oder weniger Wind, Regen oder etwas anderes zu bieten hat.
Die Natur, die mit Sonnen- bzw. Mond Auf- und Untergängen einen immer wieder zum staunen bringt, ähnlich wie die Tierwelt um einen herum.
Und manchmal ist es auch einfach nur der eignene Körper, der sich an Veränderungen physisch wie psychisch gewöhnen muss.
Auf See bleibt nichts wie es ist, keine Beständigkeit, wenig Rituale. Alles wird immer wieder neu beurteilt und entschieden. Eigentlich übertritt man täglich, mindestens einmal seine persönliche Komfortzone.
Und ausgerechnet ich habe mir überlegt, mit einem Segelboot durch die Welt zu reisen.
Verrückt oder?
Dementsprechend wünsche ich euch jetzt ganz viel Spaß mit unserem Bericht über vier Tage nur Wasser, Wind und ein kleines Böötchen, mit zwei verrückten Menschen oben drauf!
P.S. Sorry für die kommenden tausend Worte. Diesmal konnte ich mich einfach nicht kurzfassen. :D
Abfahrt Vilamoura
Abfahrt Vilamoura

Tag 1 - Die Seekrankheit hat uns im Griff 

 

Nachdem ich mich die letzten Male immer so verrückt vor dem Segeln gemacht habe, hatten wir entschieden, dass Sven von nun an erst einmal alleine ins Wetter schaut und mich erst mit einbezieht, wenn es interessant wird.

 

Um so schneller und vor allem spontaner kam der Tag der Abfahrt für mich. Mittwochs zerstörten wir unsere Körper noch völlig bei einem Sporttag und beschlossen den nächsten Tag erstmal nichts zu machen.

Donnerstags mittags dann aber der Blick ins Wetter.

 

Bis auf eine Windspitze, die ab Dienstag Nachmittag vor den Kanaren sein sollte, musste sogar ich es für super befinden. Es sollte ein entspannter Start mit wenig Wind werden, im Laufe der Tage würde der Wind dann zunehmen auf angenehme 3 bis 4 Beaufort und wenn unsere Rechnung aufgehen würde, sollten wir auch vor dem viel Windgebiet schon auf Lanzarote angekommen sein.

 

Also nichts mit auf die faule Haut legen, sondern vorbereiten war angesagt. Aufräumen, nochmal verproviantieren, Wäsche waschen, alles verstauen und Seefest machen. 

So blieb zumindest keine Zeit für Aufregung. 

 

Welche uns am nächsten Tag dann aber in geballter Ladung traf. Beim Frühstück wollte mein innerer Schweinehund mir wieder erzählen, was das ganze nicht für Risiken mit sich bringt und stellte in Frage, ob das wirklich das richtige Wetterfenster war. Schließlich sollte der Wind doch nach hinten hin immer mehr werden.

 

Die Knie fingen an zu zittern und schon vor Abfahrt war mir schlecht. 

Das Gewohnheitstier in mir schrie auf!

 

 

 

Egal! Ich wollte endlich weiter ins Warme, also los. Ab an den Dieselsteiger, noch einmal volltanken und mittags um 12.40 Uhr konnte die Reise beginnen.

 

Von nun an gab es nur noch das Wasser, den Willy, uns und zwei andere deutsche Segler auf den Weg Richtung Kanaren. Mit Thomas von der Irmi hatten wir immer wieder Kontakt, weshalb es uns natürlich noch mehr motivierte, jetzt gemeinsam zu starten.

 

Wir machten aus, dass wir uns alle 6 Stunden über Funk kurz austauschen würden, damit es nicht so einsam ist auf See.

 

 

Nach der Abfahrt erwartete uns draußen erst einmal ein wenig Wind aus Südost (von halb) aus der Straße von Gibraltar, der uns zwei Stunden lang gut nach vorne brachte. 

 

Doch dann? 

 

Flaute!

Unsere eiserne Genua (der Motor) ging an und die Welle genau von querab (von der Seite) nahm zu.

Damit hatten wir irgendwie nicht gerechnet, doch im Nachhinein ist es natürlich klar. Die Welle kam natürlich wie der anfängliche Wind, aus der Straße von Gibraltar und noch nicht vom offenen Atlantik.

 

So erreichte uns mit der Zeit ein Schwell von ca. 2m der uns in relativ kurzen Abständen ordentlich durch schaukelte. Das war alles andere, als "sanftes in den Schlaf gewiegt werden". Schon nach sehr, sehr kurzer Zeit traf uns beide mit voller Wucht die Seekrankheit und uns wurde klar:

 

Welle von der Seite ist eindeutig die ekeligste für den Magen. 

 

 

 

Während der kommenden Stunden durchlief insbesondere ich, einmal alle Stadien der Seekrankheit. Und das sind viele (vor allem wenn man nicht brechen kann, so wie ich) kann ich euch sagen!

 

Während wir zu Beginn beide nur unter Unwohlsein litten, was natürlich irgendwann auch in Übelkeit umschlug, meinte mein Körper zwischenzeitlich noch mit anderen Dingen zu reagieren. 

 

So startete es mit Zittern, dann kam das Frieren, sowie häufiges Pipi machen und irgendwann natürlich das Schimpfen, ebenso wie die Meldung meines inneren Schweinehundes:

 

"Was machst du hier überhaupt?  Dreh besser wieder um! Du schaffst das eh nicht!"

 

 

Meine Strategie dagegen?

 

Schlafen! So kann auch mein Innenleben nicht mit mir reden, ich lenke mich ab und quäle Sven nicht, mit meinem angespannten Gesichtsausdruck oder schimpfenden Worten. 

 

 

 

Gegen 19 Uhr drehte der wenige Wind der noch wehte, ganz nach hinten. Unser Großsegel (welches wir trotz Motor noch stehen gelassen hatten) fing an zu schlagen und es hieß: "Arbeit steht an!" 

 

Um das Material und unsere Nerven zu schonen, musste das Segel runter.

 

Also Schwimmwesten an, Pfefferminzbonbon in Mund (hilft bei Übelkeit) und ran an die Arbeit. 

An dieser Stelle kann man sagen, dass man vor allem durch den Seegang für solche "eigentlich kleinen Aufgaben" immer eine ganze Weile braucht. 

 

 

Naja, nach diesem Akt wurde erst einmal wieder im Cockpit bei ein bis zwei Tucs verschauft.

Mehr geht an Essen am ersten Tag sowieso  nicht rein. 

Alle paar Stunden gibt es eine Klitzekleinigkeit. 

Mal einen Apfel, eine Möhre, ein bisschen Reis. All das, was eben schnell geht! 

 

So schaukelten wir uns den ersten Tag bei unangenehmen Wellen, ohne stabilisierende Segel und nur unter Motor dadurch.

 

 

 

Einzige Aufmunterung war, das wir durch die Funkrunden der anderen erfahren haben, dass es ihnen nicht viel besser ging. Gleichgesinnte auf See, helfen einem vor allem gedanklich sehr gut weiter! 

 

 

 

Ach ja, und dann ist da natürlich noch das Thema Schlafen. Neben dem, dass ich sowieso den ganzen Tag oben mit Augen zu auf der Bank lag, konnte auch Sven von 22 bis 0 Uhr, sowie von 4.30 bis 7.00 Uhr mal unten im Salon schlafen gehen.

 

Für alle die, die es nicht kennen hier die Erklärung:

 

Prinzipiell schlafen wir in einem Schichtsystem immer 3 Stunden. So hält draußen im Cockpit immer jemand Ausschau nach Frachtern o.ä. und der andere kann unten auch wirklich beruhigt schlafen. So ruhig, wie es eben auf See geht, aber dazu später mehr. 

 


Schlafen auf See
Schlafen auf See

Tag 2 - Endlich normale Atlantikwelle 

 

7.00 Uhr: Endlich erreicht uns die normale Atlantikwelle von hinten und der Willy schaukelt nicht mehr ganz so unangenehm von rechts nach links.

 

Während Sven seine Seekrankheit schon wieder vollends los geworden ist, beschäftige ich mich weitestgehend weiterhin damit draußen auf der Bank zu liegen, meine Augen zu zu haben und den Wellen wie der Musik zu lauschen.

 

Immer wieder diskutiere ich mit meinem Schweinehund und mache ihn entweder durch einschlafen oder mit dem Träumen von unserem neuen Ziel mundtot.

 

"Wenn wir ankommen erwartet uns ein Winter im warmen. Kristallblaues, warmes Wasser und viele neue Erfahrungen und Erlebnisse. Schnorcheln, surfen und alles was der Wassersport eben zu bieten hat."

 

 

 

 

Um 10 Uhr kommt dann endlich der langersehnte Wind. Die Segel werden gesetzt, der Motor geht aus und endlich kehrt Ruhe ins Boot ein. Nicht nur von der Geräuschkulisse. Auch das Schwanken ist unter Segeln deutlich ruhiger und angenehmer. 

 

 

Wir segeln mit 4 bis 5 Knoten Geschwindigkeit unserem neuen Ziel entgegen. Die Mägen beruhigen sich und während Sven ein Buch schon fast ganz durchgelesen hat, schaffe ich immer ein paar Seiten, ehe ich mich mit Unwohlsein wieder zurück lehne und die Augen zu mache.

 

Auch um das Essen machen kümmert sich Sven. Mittags macht er uns die vorgekochte Reispfanne warm und wir teilen uns eine Schale davon (große Portionen passen halt nicht). Abends gibt es ein paar geschälte Möhren und ein bisschen Wassermelone.

 

Also man kann jetzt nicht sagen, dass das Essen auf See ungesund ist.

 

 

 

Richtung Abend wird der Wind langsam ein wenig mehr und schiebt uns mit beständigen 15kt (3-4 Beaufort) nach vorne. Wir entscheiden für die Nacht auf jeden Fall ein Reff ins Groß zu machen (die Segelfläche des Großsegels wird verkleinert) um später keinen troubel zu bekommen.

 

Diesmal versuchen wir auch unseren normalen Wachrhytmus einzuhalten. 

Sven geht also um 19 Uhr ins Bett und schläft so lange, wie er kann oder bis ich ihn wecke (was eindeutig häufiger der Fall ist). Die Geräuschkulisse in dieser Nacht ist deutlich angenehmer. Kein rattender Motor und bei sanfter Brise auch keine riesen Wellenberge mit großem Getöse.

 

 

Ich darf gegen 18 Uhr einen wundervollen Sonnenuntergang genießen und schon geht es rein in die Dunkelheit.

Wobei Dunkelheit, bei diesem Vollmond der uns die vier Tage begleitet hat, eindeutig geprahlt ist (ich hab es in den Bildern mal versucht zu fotografieren).

Tatsächlich konnte man sehr viel sehen, was einem vor allem gegen die Müdigkeit bei der Schaukelei geholfen hat.

 

Gegen 23.30 Uhr dann die Wachablösung. Während ich bis 05.00 Uhr unten schlafen durfte, hatte Sven oben schon sein erstes Buch durchgelesen und sich dann immer, mit 30 minütigen Powernappings über Wasser gehalten. 

Dann wieder Wachwechsel, sodass ich auch den Sonnenaufgang wieder genießen durfte. Das sind eindeutig immer wieder sehr wundervolle Tageshighlights.

 

 

 

Aber zurück zum schlafen, denn das ist für mich tatsächlich auch etwas ganz anderes, als an Land. Während Sven es schafft, auch mal tief und fest einzuschlafen, befinde ich mich in einem Dauer Traum- und Dösezustand. Ständig schrecke ich auf und rufe nach oben:

 

"Alles in Ordnung? Bist du noch da?"

 

Das ist natürlich besonders doof, wenn der andere gerade Powernapping macht, keine Antwort gibt und ich schreckhaft nach oben trampel, um zu sehen das er noch da ist.

 

Aber naja, ich würde behaupten ich hole den Schlaf auf jeden Fall über den Tag nach!

 

 

 

Fazit des Tages:

Tomaten eignen sich in einem Netz zum aufhängen nicht so gut. Der Seegang in Summe mit dem Schrank hat sie zerstört :D


Essensgrößen auf See
Essensgrößen auf See
Tag 3 - So langsam kehrt der Alltag ein


Auch der dritte Tag startet wieder mit einem schönen Sonnenaufgang und der Feststellung:

"Wenn wir jetzt so weiterfahren, könnten wir Dienstag mittag da sein."



Denn über den Tag nimmt der Wind, aber leider auch die Welle, immer mehr zu. Wir haben dauerhaft 4bft (Windstärke Beaufort) und in Böen manchmal auch 5.
Richtung Abend erreichen uns immer mal wieder 2 bis 3 m hohe Wellen, die uns in der Kombination mit der Windwelle oben drauf, entweder herunter surfen lassen (dass ist die angenehme Variante, weil wir da manchmal bis zu 10 Knoten schnell werden) oder uns in ein Wellental fallen lassen und wir relativ viel nach rechts und links schaukeln.


Dennoch, wir sind begeistert von unserer Selbststeueranlage. Nicht ein einziges Mal müssen wir eingreifen oder reagieren. Jede Welle wird gut und sicher ausgesteuert. Das war eindeutig eine sinnvolle Investition. 

Beim routinemäßigen Check stellte Sven (so gegen Mittag) ein wenig Salzasser in unserer Bilge fest. So ein Mist. 
Das mussten wir eindeutig im Blick behalten. 



Als der Wind und die Wellen richtung Abend immer mehr werden, beschließen wir ein zweites Reff rein zu machen und natürlich meldet sich in diesem Moment wieder mein innerer Schweinehund:

"Jetzt haste denn Salat. So ein Mist. Der Wind und die Wellen werden immer mehr, du kommst hier nicht weg und musst da noch 40 Stunden durch."

Mich packt der Repekt (vor allem das es noch mehr und unruhiger werden könnte). Auch vom Ziel träumen und schön reden bringt nichts. 
Ich fange wieder an zu leiden und zu zweifeln.


In diesem Moment meldet sich eine zweite, sehr sinnvolle Investition: 
Unser Garmin inreach (eine Art Satellitentelefon über das wir Nachrichten empfangen können).
Svens Papa teilt uns mit, dass nichts schlimmeres mit Wind und Welle passiert und meine Familie schickt uns einige aufmunternde Nachrichten. 

Genau das, was ich jetzt brauchte. 
Zudem lenken wir uns ein wenig ab, mit einem Hörbuch von Thorsten Sträter. Das können wir nur sehr empfehlen, da es mich sogar bei Angst und Sorgen, immer wieder zum Lachen gebracht hat. 


Dennoch, die Nacht verbringen wir beide draußen im Cockpit mit schlafen. 
Zum einen, weil es mir Sicherheit gibt, wenn Sven in meiner Wachzeit trotzdem in der Nähe ist. Zum anderen, weil das Getöse unten einfach wahnsinnig laut ist. 
Das sanfte gluckern unter dem Boot ist zu einem riesen Rauschen und Klatschen geworden, wenn wir wieder eine Welle runter gesurft sind. 
Manchmal schlägt das ausgebaumte Vorsegel, wenn wir zu weit in ein Wellental fallen. 
Die Fallen und Taue im Mast klappern. 
All das hört sich unten natürlich besonders laut und bedrohlich an.



Unser Essen an diesem Tag? 

Sven futtert mindestens 3 Äpfel und ich empfinde Banane als ein sehr geeignetes Frühstück. Tatsächlich kocht Sven uns Nudeln zum Mittag und ich kann sagen, ich war noch nie nach gefühlten 20 halben Nudeln satt. :D
Zum Abend bleiben wir bei Möhre und einer handvoll Pringels.


Sonnenuntergang Richtung lanzarote
Sonnenuntergang Richtung lanzarote


Tag 4 - Wieder Blick für die schönen Dinge auf See!



Kaum zu glauben, die letzten 24 Stunden waren endlich angebrochen. Wo ich erst noch dachte: "Das dauert ja noch ewig", war plötzlich doch schon wieder Land in Sicht.



Tatsächlich kann man sich auf See mit ziemlich vielen verschiedenen Varianten, die Zeit zu zählen, beschäftigen. 

So hab ich zum Beispiel, nicht nur die Stunden gezählt. Nein, tatsächlich hab ich auch die Meilen, erst in hunderter Schritten und dann in 50er Schritten gezählt. Sowie die Sonnenauf- und untergänge, die Funkrunden, die Nächte, die Mahlzeiten und und und. 

Was einem zuerst wie eine Unendlichkeit vorkommt, vergeht dann doch wie im Flug.




So wurde die Vorfreude über das, was wir bald neu entdecken durften, an diesem Tag schon immer größer. Die Wellen wurden wieder angenehmer, Sven las sein zweites Buch durch und ich blieb meinen Nickerchen und dem damit verbundenen Träumen, treu.

Zu Mittag gab es für jeden ein viertel Stück Pizza (das ich davon mal satt werden würde) und zum Nachmittag erheiterte uns wieder ein Hörbuch von Thorsten Sträter.



Wir konnten unseren altbekannten Schlafrhytmus wieder einhalten und ich schaffte es tatsächlich, endlich fast 20 Seiten am Stück zu lesen, bevor mir schlecht wurde. Sogar mein Essen konnte ich mir endlich selbst von unten organisieren. 


Also, wir machten Fortschritte.




Am letzten Morgen dann endlich der langersehnte Ausruf:


"Land in Sicht!"


Allerdings nicht von mir, trotz meiner Wachzeit. :D


Den ganze Morgen starrte ich in Richtung Backbord, auf See. Träumte während des Sonnenaufgangs von unserer Ankunft und wurde immer glücklicher. Erst als Sven raus kam, nach Steuerbord blickte und meinte:

"Warum hast du denn nichts gesagt, da ist ja schon Land in Sicht" sah ich es dann auch. 




Uns wurde klar:


"Wir hatten es geschafft!" 


Wir hatten große Teile Afrikas links von uns liegen lassen und hatten die kanarischen Inseln mittem im großen, weiten Meer erreicht.


In diesem Moment gingen wir gleichzeitig, (ohne vorher miteinander gesprochen zu haben) nach unten, um unseren Kühlschrank mit diversen alkoholischen Getränken zu bestücken. 


Es war unfassbar und wir unglaublich glücklich. 


Land in Sicht - Lanzarote
Land in Sicht - Lanzarote

 

Land in Sicht - Unser Fazit!

 

 

Ich kann euch sagen, Segeln ist eindeutig ein Wechselbad der Gefühle und man braucht eine starke Hand, seinen inneren Schweinehund zum Schweigen zu bringen. 

 

Aber wenn man es geschafft hat, ist es die geilste Erfahrung die man machen kann. 

 

 

Tatsächlich habe ich mir auf dieser Reise, im Wechselbad der Gefühle, mehrfach gewünscht von einem Helikopter abgeholt zu werden (als Sven mir erklärte, ich müsste dafür ins Wasser springen, fand ich es aber nicht mehr so eine gute Idee). Einige Male hatte ich mich gefragt, warum ich das überhaupt mache und von diesem "Aushalten und Durchbeißen" absolut Schnauze voll. 

 

 

 

Aber dann gibt es da noch diese wundervollen, einzigartigen Momente. 

Das immer vorhandene Rauschen des Meeres und das Gefühl von Freiheit, wenn nichts um einen drumherum ist. 

Den Luxus mit seinem eigenem Zuhause, überall sein zu können.

Die Natur, die einen mit so vielen Dingen immer wieder fasziniert. 

Aber vor allem, das Gefühl vom Wachsen.

 

Einen wahnsinnigen Schritt gegangen zu sein, Mut bewiesen zu haben, 

Ängsten nicht ausgewichen zu sein sondern sie aktiv angegangen und durchgestanden zu haben. 

 

 

Tatsächlich sind wir auf Lanzarote angekommen, mit einem Gefühl von Stärke.

 

 

Das, was wir hier wieder gemeinsam geschafft habe, hat nicht nur jeden einzelnen von uns wahnsinnig wachsen lassen.  

Auch unser Vertrauen zum Boot, in unsere Fähigkeiten und in unseren Zusammenhalt als Paar.

 

Gemeinsam, schaffen wir alles!

 

 

 

Naja, mein Schweinehund muss sich jetzt glaube ich erst einmal die Wunden lecken und mit diesem Gefühl, von purer Freude und Glückseligkeit klar kommen. 

 

 

Ansonsten können wir sagen:

 

-5000m kristallblaues Wasser unter dem Kiel, ist ein unbeschreibliches Gefühl.

 

-Glücklicherweise knarscht beim Willy weder die innen Einrichtung, noch klappert etwas in den Schränken (das ist bei vielen Booten anders)

 

 - Der Mensch schafft 15 Äpfel in vier Tagen zu essen, ohne große Nebenwirkungen 

 

- Die Macht der positiven Gedanken ist faszinierend

 

- Wir haben tausen Gründe um zu feiern! Das erste Mal 500sm am Stück, 6500sm in den letzten 3 Jahren mit Willy, Svens Geburtstag,  das Inselleben und und und.

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Kommentare: 1
  • #1

    hans (Donnerstag, 05 November 2020 15:12)

    geniesst die Zeit...wir sind seit über einem Jahr wieder zurück und könnten schon wieder los... ... alle Inseln der Kanaren sind für sich besonders und lohnenswert... wenn ihr die Zeit habt : vergesst die kleinen Inseln nicht wie Graciosa und Hiero ... immer eine handbreit... Silke und Hans
    für Anregungen :
    http://mit-karl-unterwegs.de/