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Raus aus dem Alltagstrott

Segeln nach Teneriffa
Segeln nach Teneriffa

Tag 191


Genau so kann man glaube ich unsere Situation, der letzten Wochen bezeichnen.

Nach sechs Wochen im Hafen von La Gomera, haben sich tatsächlich schon gewisse Gewohnheiten und eine Art "Alltagstrott" bei uns eingeschlichen.


10 Uhr Aufstehen, 

Brötchen holen, 

Frühstücken, 

Schwimmen gehen, 

Mittagsruhe, 

Gedanken um das Abendessen machen, 

um dann letztenendes doch nur bei einem Bier mit Frans und Femke, ein paar Tapas zu futtern. 


Eigentlich ein super cooles und sehr entspanntes Leben. 

Trotzdem schlich sich so langsam eine kleine Unzufriedenheit und vor allem Langeweile ein.

Nichts Neues mehr zu entdecken, keine spannenden Dinge zu erleben und immer das Gleiche, Altbekannte zu sehen, motivierte uns irgendwie nicht mehr dazu das Boot zu verlassen.


Also musste ein Ortswechsel her, was aber irgendwie auch nicht so einfach war.

Schließlich, mussten wir dafür ja unsere Gewohnheiten durchbrechen, ein passendes Wetterfenster finden und nach so langer Zeit im Hafen, erst einmal die Motivation zum Segeln wieder finden.


Am Dienstag den 19.01.2021 war es dann aber endlich soweit. 

Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein und eine leichte Brise Wind, waren die perfekte Motivation nach dem Frühstück die Leinen los zu machen.


Um uns erst einmal wieder über die Schönheit des Segelns bewusst zu werden, entschieden wir uns für eine kleine Tour.

 

25 Seemeilen, also fünf Stunden auf See, bis nach Las Galettas auf Teneriffa.

Außerdem müssen wir in der nächsten Woche dringend nochmal zurück nach La Gomera, was aus so kurzer Distanz, deutlich häufiger möglich ist.


Dort werden uns bald nämlich unsere sehr liebwonnenen, neuen Freunde Frans und Femke leider verlassen.

Seit Fuerteventura kennen wir die Zwei nun schon und haben gemeinsam, so einige lustige, lange Abende und tolle Erlebnisse miteinander verbracht.


Insbesondere die letzte Zeit auf La Gomera war unglaublich intensiv und unvergesslich. Leider ist deren Urlaubszeit am 20 Februar schon vorbei und sie fliegen zurück in die Niederlande. 

Da wollen wir natürlich vorher gemeinsam noch ein wenig Zeit verbringen und den letzten Urlaubsabend ordentlich begießen :D.


Wer weiß schließlich, wann wir uns wieder sehen?!

Aber das wir uns wiedersehen, da sind wir uns alle sehr sicher. 


Deshalb ist Teneriffa gerade also für uns nur ein kurzer Zwischenstopp, um mal wieder etwas Neues zu erleben. 

Zudem gestaltet sich die Coronalage hier seit kurzem, mit einer Inzidenz von unter 40,    wieder sehr entspannt. 

Die Chance müssen wir nutzen.



Kaum waren wir also wieder auf See, hat nicht nur der Willy sich gefreut nicht mehr angeleint zu sein. 

Nein, auch Sven und ich haben direkt wieder dieses unglaubliche und unbeschreibliche Gefühl der Freiheit empfunden.

Nichts auf dieser Welt, kein Erlebnis, keine Erfahrung und kein besonderer Ausblick kommt diesem Gefühl gleich, mit seinem Zuhause wieder auf See zu sein und um sich herum, die unendliche Freiheit der See zu genießen. 


Einfach fantastisch!



In Las Galettas wurden wir dann aber sehr schnell wieder auf den Boden der Tatsachen heruntergeholt, nachdem ein sehr unfreundlicher und unfähiger Hafenguide uns in der Marina in Empfang genommen hat.

Nachdem er erst die falsche Leine beim Anlegemanöver halb festgemacht hat, hat er die andere ins Wasser geschmissen und ist gegangen. 

Vielen Dank also für nichts.


Naja, gut das wir selbstständig und nicht ganz so auf den Kopf gefallen sind, sodass wir uns natürlich selbst helfen konnten.


Ansonsten hat der Hafen auch so sehr wenig zu bieten. Die Duschen sind derzeit wegen Corona geschlossen, für die Toiletten braucht man seine eigene Klobrille (sowas bescheuertes) und der Schwell (Bewegung im Hafenbecken) ist auch immer da.


Gut, dass wir uns sowieso vorgenommen hatten, erst einmal die Insel zu erkunden und ein paar Einkäufe zu tätigen.


Damit starteten wir dann auch direkt am Mittwoch. Das Nussregal des Lidl's wurde geplündert und zur Belohnung ging es noch in das Naturschwimmbad  "Lago Martianez" in Porto de la Cruz. 


Ein ganz bezaubernder Ort, in traumhafter Kulisse, der Platz für tausende Menschen zum Schwimmen bietet. 

Auf der Liege liegend, brechen hinter einem die Wellen an der Mauer und man spürt den Salzregen, während man vor sich auf kristallblaues Wasser, Palmen und diesmal auch ein verschneiten "El Teide" blickt. Absolut fantastisch. 



Der Blick hat uns dann auch dazu angespornt, am nächsten Tag in den Schnee und auf den Teide zu fahren. 

Dieser ist mit knapp 3500m der höchste Berg Spaniens und hat tatsächlich seit dem Tiefdruckgebiet von vor zwei Wochen, Schnee auf der Spitze liegen. 



Natürlich sind wir davon ausgegangen, dass es im Schnee kalt ist und haben uns zum ersten Mal Socken und Schuhe, sowie unser Ölzeug und dicke Jacken ins Auto gepackt.

 

Naja, was wir davon gebraucht haben, seht ihr ja auf den Fotos.


Tatsächlich betrug die Außentemperatur in der Mittagszeit noch 19 Grad, sodass wir uns treu bleiben konnten und weiterhin in kurzer Hose und FlipFlops die Gegend erkundet haben. 


Was ein absurdes aber auch sicherlich einzigartiges Erlebnis. 



Am nächsten Tag war dann noch "Parks" erkunden angesagt. 

Teneriffa ist berühmt für seine vielen, tollen Wasser- und Tierparks, wovon derzeit leider aber sehr viele geschlossen sind.


Uns blieb nur der Monkeypark, der derzeit noch geöffnet ist und auch eine schöne Erfahrung war. Wir konnten durch einige Gehege gehen, die Affen streicheln und sie aus der Hand füttern (auch wenn einige etwas wählerisch waren). Einzig was die vielen Meerschweinchen dort gemacht haben, hat sich uns nicht ganz erschlossen. 


Unser daran angeschlossener Schorchelversuch um Schildkröten zu sehen, war leider nicht so von Erfolg gekrönt. 


Aber, man kann ja nicht alles haben und wir sind unglaublich glücklich, über das was wir alles wieder erleben durften. 


Heute ist jetzt allerdings erst einmal wieder relaxen und Füße schonen angesagt.

Vielleicht geht es morgen wieder zurück nach La Gomera oder ab Montag noch ein paar Tage mehr Teneriffa erkunden.


Wer weiß?!




Eins wissen wir allerdings jetzt ziemlich genau - die Karibik muss (dank Corona) wohl noch ein bisschen länger auf uns warten. 


Von hier aus werden wir irgendwann zwischen März und April wieder Richtung Madeira und dann auf die Azoren aufbrechen. 




Solltet ihr jetzt denken:

"Ach wie schade."


Können wir sagen:

"Keineswegs."




Wir haben bis hierher (und werden auch noch weiter),  schon sooo unglaublich tolle Dinge erlebt, die wir nie wieder missen möchten. 

Es hat uns in unserer Ehe gestärkt, noch näher zusammengebracht als je zuvor, was uns kein Alltagsleben zuhause so ermöglicht hätte.


Außerdem muss doch letztendlich auch noch Motivation übrig bleiben, die Leinen vielleicht noch einmal im Leben für längere Zeit zu lösen?!

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