Tag 294
So,
Oder so in etwa,
haben sich tatsächlich die letzten zwei Wochen für mich angefühlt.
Wie schon erwähnt, war es ein total seltsames Gefühl all dass, was wir uns in den letzten 8 Monaten so mühselig erarbeitet haben mal eben, mit 4 Stunden Flugzeit wieder beenden zu können.
So oft habe ich mir an anstregenden Seetagen gewünscht, in einem Wohnwagen zu sitzen, anstatt auf einem schaukelndem Boot.
Wie oft hat man sich in schwierigen Zeiten eine Umarmung und ein positives Wort von Freunden oder Familienmitgliedern ersehnt.
Aber genauso oft saßen wir auch lächelnd im Cockpit und waren einfach stolz, auf jede Meile die wir gesegelt sind und auf jede Minute, die wir bisher von unserem langersehnten Traum gelebt haben.
Immer noch, ist das Erfüllen dieses Traumes, das Beste, was wir je hätten machen können.
Und plötzlich steht man dann wieder in Düsseldorf am Flughafen.
Deutscher Boden unter den Füßen und meine Eltern warten schon darauf, mich wieder in die Arme zu schließen.
Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde das mein Lächeln im Gesicht kleiner gewesen wäre, als das ihre und trotzdem, das Gefühl blieb ein seltsames.
Auf dem Weg über die Autobahn nach Hause wirkte alles seltsam fremd auf mich.
So oft, sind wir nach einem Holland Urlaub / Wochenende wieder nach Hause gefahren und spätestens als ich die Erwitter Skyline (Zementwerke) erblickt habe, erschloss sich mir ein Gefühl von Heimat.
Dieses Mal allerdings nicht!
Ich machte mir nichts draus und dachte, dass wird schon noch werden, ich muss in dieser "normalen" Welt erstmal wieder ankommen.
Den nächsten Morgen nutzte ich dann für einen Spaziergang von Stirpe nach Völlinghausen, wo ich bei meiner Familie den ersten Tag verbringen wollte.
Doch auch hierbei blieb das Gefühl von "nach Hause kommen" aus.
Wieder warm eingepackt (Deutschland war doch sehr kalt gegenüber Spanien) schaute ich über die Felder und Straßen, erblickte ein paar Hasen und grüßte den ein oder anderen entfernten Bekannten aus dem Dorf, doch alles wirkte seltsam fremd und fern.
Wo uns das Meer egal an welchem Ort dieser Welt direkt ein Gefühl von Freiheit und Wohlbefinden gegeben hat, wirkte diese Umgebung seltsam kalt auf mich.
Bei meiner Familie dann die Erleichterung! Schon bei der Begrüßung mit meinem Hund liefen die Tränen und auch bei dem Rest der Familie konnte ich nicht an mir halten.
Man, was hatte ich all diese Menschen vermisst!
Genau dieses Gefühl durfte ich noch häufiger in der Zeit, in Erwitte erleben. Bei jeder wichtigen Person aus meinem Leben die ich wiedersehen durfte, schlug mein Herz höher und es war wundervoll.
Eins ist mir dadurch aber auch sehr eindrucksvoll klar geworden:
"Zuhause ist eindeutig nicht an einen Ort gebunden. Zuhause ist ein Gefühl, was tief in unserem innersten entsteht und uns (wenn wir es herausholen) zu dem glücklichsten Menschen auf Erden macht."
Doch natürlich sind mir in dieser kurzen Zeit in der Heimat auch Veränderungen aufgefallen. Nicht nur positive bzw. negative Veränderungen durch Corona, an der Umgebung oder ähnlichem.
Nein, vor allem auch Veränderungen, Weiterentwicklungen und Grundhaltungen an mir persönlich und auch an den Menschen aus meiner Umgebung.
Plötzlich merkt man, dass man zu gewissen Themen ganz andere Meinungen entwickelt hat. Das man mit manchen Menschen auch nicht mehr so auf einer Wellenlänge liegt, wie früher einmal.
Und besonders an mir selbst habe ich bemerkt, wie sich meine Grundeinstellung und somit auch meine Teilnahme an gewissen Gesprächsthemen verändert hat.
Immer mehr denke ich, dass jeder von uns das zurück bekommt, was er der Welt gibt. Schenken wir unserem Gegenüber ein lächeln, bekommen wir eins zurück.
Reichen wir jemandem die Hand der unsere Hilfe benötigt, stehen auch wir in der Not nicht alleine da.
Letztendlich hat dieser Besuch Zuhause mir vor allem menschlich gezeigt, dass wir uns auf diesem Jahr Auszeit verändert haben.
Das wichtigste in unserem Leben besteht aus Gesundheit, Zeit und Liebe.
Gesundheit und Zeit für sorgenfreiheit, unbeschwertheit und wohlbefinden.
Liebe allem gegenüber, was in unserem Leben wichtig ist (Menschen, Umwelt, Klima etc.).
Denn alles was wir lieben, schützen und pflegen wir auch.
Aber auch unsere Ehe hat sich verändert.
In dieser Zeit hatten wir ein anderes Gespür füreinander, eine andere Vertrautheit.
Man wusste einfach instinktiv, wann es dem anderen gut oder schlecht ging.
Naja und jetzt?
Jetzt bin ich erstmal wieder bei meinem Mann und auf unserem Willy angekommen und ich kann euch sagen:
"Schon der Blick auf das Meer, war ein Gefühl von nach Hause kommen."
So könnt ihr euch vermutlich vorstellen, wie groß mein Grinsen war, als ich Sven und unseren Willy auf den Azoren wiedergesehen habe.
Nun genießen wir hier noch die nächsten vier Wochen, ehe Sven und sein Papa wieder Richtung Festland segeln.
Wir sind gespannt, wo der Weg uns noch so hinführt, aber bei einem, bin ich mir auf jeden Fall schon sehr, sehr sicher:
"Das wird nicht unsere letzte Reise dieser Art gewesen sein!"
Ich war sehr neidisch, auf die Tour der beiden "Seebären" bis hierher und freue mich riesig darauf, endlich wieder selbst auf's Meer zu kommen und euch davon wieder berichten zu können.
P.S. Ach ja, erschreckender Weise war dieses ganze hin- und her Reisen, trotz der aktuellen Covidlage einfacher als gedacht.
Coronatest und Einreiseformular vor Abflug machen, ankommen und frei bewegen. Ebenso auf dem Rückweg.
Eins der Dinge, die weiterhin für uns ein Rätsel bleiben und auf absolutes Unverständnis stoßen.
Aber naja, an dieser Stelle dürfen wir uns nicht beschweren, da ich sonst jetzt nicht wieder Zuhause wäre ;)
Kommentar schreiben