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Die Azoren - Typisch portugisiesch!



Tag 304



Kaum zu glauben wie schnell nun die Zeit vergeht und wie weit wir schon auf unserer Reise fortgeschritten sind. 


Nicht mal mehr drei Monate, bis wir wieder auf unserem Sofa in der Heimat sitzen und neue, spannende Aufgaben auf uns warten. 


Bis dahin möchten wir aber noch jeden Moment und jede Minute genießen und wie ein Schwamm in uns aufsaugen. 

Hierzu bieten uns gerade die Azoren, insbesondere die Insel Sao Miguel den absolut perfekten Ort.


Ich glaube wir können mittlerweile von uns behaupten:


"Wir lieben diese typisch portugiesische Kultur, Mentalität und Lebensphilisophie!" 


Und wenn dann auch noch eine der allerschönsten Kulissen und Umgebungen des ganzen Urlaubs dazu kommen, ist der Traum perfekt. 


Aber von vorne:


Schon bei unserer Ankunft auf dem Boots- wie auch auf dem Luftweg erlebten wir einige Highlights.

Während Sven und Christoph wie "Schwerstinvaliden" behandelt wurden und sie nicht nur am Quarantänesteg vor der Hafenpolizei festmachen mussten, sondern diese ihnen beim anlegen auch wirklich nur von weitem zugeschaut haben, um sich bloß nicht mit Corona anzustecken, geriet ich, an einen lustigen Taxifahrer, der mir am liebsten direkt die ganze Insel gezeigt hätte.

Für Sven und Christoph kam am selben morgen (als ich noch im Flieger saß) extra ein Corona testteam in den Hafen, welches sich amüsanterweise direkt vor Ihren Augen so angezogen hat, dass man meinen könnte, wir hätten die Pest an Bord des Willys.


Nach 24 Stunden sollten sie das Testergebnis bekommen und bis dahin mussten sie in Quarantäne an Bord bleiben.

Was zu einem neuen Willkommenshighlight für mich führte.

Nachdem der Taxifahrer mich dann doch am Hafen abgesetzt hatte und ich ihm endlich klar machen konnte, das er mir meinen kleinen Koffer nicht mehr bis zum Boot bringen müsste (soo nett ) sah  ich von der Straße schon den Willy mit den beiden breit grinsenden Männern :).

Unten auf der Hafenanlage angekommen erwartet mich schon das nächste Highlight. 

Der Guide von der Hafenpolizei wartete schon vor dem von innen und außen gut  verschlossenem Tor, welches zu den Stegen führte. Als er mich sah, fragte er direkt, ob ich die Chefin vom Free Willy bin und wirklich auf das Boot gehen möchte. 

Natürlich bejate ich das und verstand erst dann so richtig, was er mir sagen wollte, als er meinte:


"Bist du dir wirklich sicher, dass du deine Freiheit aufgeben willst, um jetzt auf dieses Quarantäneboot zu gehen? Ich könnte dir jetzt noch ein Hotel empfehlen, denn wenn du jetzt gehst, gibt's du deine Freiheit auf und musst warten, bis die beiden auch wieder frei sind."


Ich entschied mich natürlich trotzdem für den Willy und der Polizist verabschiedete mich mit einem breiten Grinsen in "Gefangenschaft".


Am nächsten Tag durften wir uns dann aber alle wieder frei bewegen und von diesem Moment an, wieder diesen typisch portugiesischen Flair genießen. 


Hierzu gehört vor allem der tägliche Besuch der Markthalle.

Genauso wie es dort gelebt wird, stellt man sich einen typischen Markt vor. 

Die Fischer, die sich gegenseitig durch einen ganzen Raum anbrüllen, die Kunden abschwatzen und mit ihren blutigen Händen und Schürzen schlimmer aussehen, als der nahegelegene Metzger. Die Obst und Gemüsehändler, bei denen man sich die Lebensmittel noch selbst aussucht, sich einpackt und bei denen man einfach nur einen Bruchteil von den Preisen bezahlt, die wir aus deutschen Supermärkten so kennen. Und zum guten Schluss sind selbst die Menschen, die dort einkaufen etwas besonderes. Alte, kranke und sogar schwangere haben Priorität und werden grundsätzlich vor gelassen. Niemand drängelt, jeder hält die Reihenfolge ein und man hilft anderen, wenn sie Hilfe brauchen. 


Ein wunderbares Gefühl, wenn einem selbst auf der Straße, von wildfremden Menschen so viel Freundlichkeit entgegen gebracht wird.



Und gefühlt, versuchen die Portugiesen einem alles möglich zu machen.


Vor zwei Tagen, hatten Sven und ich mal wieder eine unserer verrückteren Ideen. Während eines Baumarkt Besuches, ist uns ein Regal ins Auge gefallen, welches sich wunderbar für ein zukünftiges Kinderzimmer eignen würde.

Natürlich hab ich direkt im Internet geschaut, ob ich das auch nach Hause bestellen kann. Währenddessen stand Sven aber schon beim nächsten Baumarkt Mitarbeiter, weil ihm nicht nur der Gedanke gefiel, ein Regal nach Hause zu segeln, sondern er auch Recht damit behalten sollte, dass es in Portugal tatsächlich 50€ weniger kosten sollte, als Zuhause. 

Dann kamen die Hürden.


"Haben Sie eine portugiesische Telefonnummer?"


Natürlich nicht.


Eine portugiesische E-Mail Adresse? 

Überhaupt eine portugiesische Adresse?


Leider mussten wir alles verneinen und der arme Mitarbeiter 3x zu seinem Chef laufen und nachfragen.

Und dennoch:


Das Regal ist bestellt, bezahlt und sie versuchen uns eine E-Mail zu schreiben, wenn wir es abholen können.


Das Beste daran - während all dieser Probleme gab es keine genervten Blicke, Augenrollen oder ähnliches.


Ganz im Gegenteil.

Der Baumarkt Mitarbeiter schien sich besser mit der deutschen Bundesliga auszukennen, als wir selbst und fand das, was wir hier machen einfach super.


Ein weiterer Mensch auf der Liste welcher uns sagte:


"Hoffentlich kommt ihr in ein paar Jahren nochmal wieder und wir sehen uns dann noch."


Vor einigen Tagen dann ein riesen Radau in der Stadt. Autokorso, Feuerwerk, singende Menschen und das alles bis weit nach der Ausgangssperre.


Am nächsten Tag erfuhren wir, das Lissabon im Fußball wohl Meister geworden ist und die Leute hier unter polizeilicher Aufsicht ein wenig feiern durften.

Unglaublich, wie entspannt die Menschen hier sind.



Aber an eins werde ich mich hier wohl nicht mehr gewöhnen.


Schwangere haben bei allem Priorität und sind bevorzugt zu behandeln. Egal ob im Supermarkt bei der Kasse, auf dem Markt oder beim Mietwagenhändler - wenn die Menschen (nicht nur die Verkäufer) mitkriegen, dass ich schwanger bin, werden wir bevorzugt behandelt. 


Dabei ist Schwangerschaft doch keine Krankheit!..



Naja, allem in allem sind das hier ein paar kleine Ausschnitte davon, was wir hier gerade wieder an portugiesischer Lebensphilisophie erleben und was uns absolut fasziniert. 


Das ist auf jeden Fall eine Mentalität, die uns nachhaltig beeinflusst! 


Natürlich haben wir in der letzten Zeit hier auch schon richtig viel unternommen und erlebt. Damit dieser Blogbeitrag aber nicht zu lang wird, gibt's über die Sehenswürdigkeiten im nächsten Bericht mehr. 


Bis dahin, sonnige Grüße von den Azoren!

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